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Weltenwanderer im Internet

Eine neue Ausstellung im Weltkulturen Museum in Frankfurt macht einmal mehr deutlich: Die Migration von Menschen, Tieren, Pflanzen oder auch Musikinstrumenten hat die Entwicklung dieses Planeten geprägt.

Im Rahmen der am 24. Oktober 2019 eröffneten Ausstellung WELTENBEWEGEND. Migration macht Geschichten. wird ein Video gezeigt, das deutlich macht, welche Rolle das Internet bei Wanderungsbewegungen spielen kann: „Chauka, please tell us the time“. Das Video beruht auf Material, das der kurdisch-iranische Journalist Behrouz Boochani als Häftling im Flüchtlingslager Manus mit seinem Smartphone aufgenommen und weitergeleitet hatte. Die Augenzeugen-Berichte von Übergriffen, Folter, Suizidversuchen und dem Mord durch Bewacher an einem Mithäftling fanden im globalisierten Informationsfluss des Internet ihr Publikum: Die brutale Abschottungspolitik der derzeitigen australischen Regierung wurde der Weltöffentlichkeit (mal wieder) präsentiert. Behrouz Boochani kam Mitte November frei und ist wahrscheinlich inzwischen in New Zealand oder den USA in Sicherheit.

Jetzt erreichen uns Berichte über Aufstände im Iran, und dass der Internet-Zugang im ganzen Land Schritt für Schritt abgeschaltet worden sei. Offenbar sollte nichts von der Härte der Unterdrückungsmaßnahmen nach außen dringen. Half nicht viel. Der Iran ging wieder online, denn auch dieses Land nimmt an der globalen Wirtschaft teil. Dabei wurden die Hunderte von Opfern unter den friedlichen Demonstranten bekannt, die gegen das patriarchal-religiöse Regime auf die Straße gegangen waren: Ein Regime, das seine Bürger*innen seit Jahren wieder zur Flucht in die Länder des Westens zwingt.

26.7.20: Behrouz Boochani granted refugee status in New Zealand