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Schreiben gegen das Vergessen

Paul von Hirsch-Alerich-Gereuth, Anna Hirschberg, Arthur Hirschberg, Bernhard Hirschberg, Bianca Hirschberg, Caroline Hirschberg, Emma Hirschberg, Emma Hirschberg, Eva M. Hirschberg, Frieda Hirschberg, Goldine Hirschberg, Henriette Hirschberg, Josef Hirschberg, Maly Hirschberg, Nanny Hirschberg ….. Meine Liste ging bis Hermine F. Hodes.

Was machen Sie denn da? Wir in den orangefarbenen Warnwesten, die mit weißer Kreide hingebungsvoll Namen auf den Asphalt des Mainkais schrieben, wir erregten Interesse. Besonders bei Menschen mit optisch ausländischer Herkunft, schien mir. Vielleicht, weil sie mit der deutschen Geschichte nicht so vertraut sind wie die, deren Familien in der Nazi-Zeit schon hier lebten?

Schreiben gegen das Vergessen: Heute wichtiger denn je. Gestern war der erste Tag der Gedenk-Aktion der Frankfurter Künstlerin Margarete Rabow. Am 30. August wird es eine Abschlussveranstaltung geben. Bis dahin werden knapp 12.000 Namen auf dem Mainkai geschrieben stehen: Die Namen der Frankfurter*innen jüdischen Glaubens, die von den Nazis ausgeplündert, verschleppt und in Konzentrationslagern ermordet wurden. Vor 1933 umfasste die jüdische Gemeinde Frankfurts knapp 30.000 Menschen.

Die Transporte starteten von der damaligen Großmarkthalle aus, auf Hessisch der „Gemieskerch“, denn da gab es einen Gleisanschluss für Güterwagen der Reichsbahn. Von da, wo heute die Kathedrale der Europäischen Zentralbank steht. Eine kleine, nicht öffentliche Gedenkstätte unter dem Teil des Gebäudekomplexes, der früher Großmarkthalle war, erinnert an diese Transporte.

Der Weg, der zur Gedenkstätte führt, wurde nach Fertigstellung des EZB-Gebäudekomplexes der Philipp-Holzmann-Weg. Zur Erinnerung an ein Unternehmen, das 1903 armenische Zwangsarbeiter beim Bau der Bagdad-Bahn eingesetzt hatte, „die anschließend mit selbiger Bahn im Zuge des Völkermords an den Armeniern deportiert wurden.“ Das deutet auf den inneren Zusammenhang zwischen Kapitalismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit.

Schreiben gegen das Vergessen
Schreiben gegen das Vergessen auf dem Mainkai Frankfurt

Was hilft, um diesen Kreislauf zu unterbrechen? Say their names! Aktuell: Die Namen der Opfer der staatlich gedeckten NSU-Mordserie, die des Attentats von Hanau, die Namen der hunderte von Menschen, die seit 1990 aus rassistischen Gründen ermordet wurden. Beispielsweise Oury Jalloh, ermordet im Polizeigewahrsam Dessau.

Die Namen der 11.908 jüdischen Frankfurter*innen auf dem Mainkai gehen in einen Film ein, „11.908″, der anlässlich der jüdischen Filmwochen vorgestellt wird. Meine Liste gab ich nach einer Stunde auf den Knien an eine Projektmitarbeiterin weiter, ich kam nur bis David.