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NSU-Komplex im Klapperfeld

Das ehemalige Polizeigefängnis in der Klapperfeldstraße (Gefängnis für Polizisten?) ist als Zeugnis ungeglätteter Frankfurter Geschichte an sich schon einen Besuch wert. Bundesweit historisch relevanter ist mit einiger Wahrscheinlichkeit der NSU-Komplex, dem an diesem Ort eine Ausstellung gewidmet ist. Videoarbeiten und Fotodokumente thematisieren die gesellschaftlichen Bedingungen rassistischer Gewalt in Deutschland. Im Fokus steht dabei die ungebrochene Tradition der Ethnisierung der Arbeit und der Ausbeutung von „Fremdarbeitern“, in der damaligen BRD als „Gastarbeiter“, in der damaligen DDR als „Vertragsarbeiter“.

Besonders spannend ist das Projekt „Gespräche/Assemblage – den NSU-Komplex kontextualisieren“ von spot_the_silence, Christian Obermüller, Rixxa Wendland, dem eine größere Verbreitung zu wünschen wäre:

12 Tablets, 12 Interviews mit AktivistInnen, u.a. mit der Rechtsextremismus-Expertin Heike Kleffner, dem Nebenklägeranwalt der Familie Yozgat Alexander Keinzle, mit Moctar Bah, der für die Aufklärung des Mordes an Ouri Jalloh im Polizeigewahrsam Dessau kämpft.

Diese Ausstellung verdeutlicht einmal mehr, dass wir schon lange in einer Einwanderungsgesellschaft leben, in der die Geschichte der Migration Teil der gemeinsamen Geschichte ist. Mitsamt Rechtsradikalismus, staatlichem Versagen – und einer wehrhaften Zivilgesellschaft. Das lässt hoffen.

Die Ausstellung ist bis 23. April 2018 mittwochs 17-20 Uhr, samstags 15-18 Uhr, sonntags 14-17 Uhr zu sehen, Eintritt frei. Mehr Infos, u.a. zum Rahmenprogramm:
“Sequenzen – Erinnerung – Wechsel. Den NSU-Komplex kontextualisieren”